Nachkriegszeit

Die Zeit unmittelbar vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und vor allem während des Krieges war für die ETH Zürich schwierig. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise geriet die ETH in finanzielle Schwierigkeiten. Die erzwungene Isolation der Schweiz führte dazu, dass der internationale wissenschaftliche Austausch fast vollständig zum Erliegen kam; selbst die Korrespondenz z.B. mit den USA war für mehrere Jahre blockiert.

Gründung Forschungsinstitut für Mathematik

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Benno Eckmann (Photo: ETH Image Archive)

Mit dem Ende des Krieges und vor allem in den 1950er und 1960er Jahren verlagerte die ETH ihren Schwerpunkt weg von der Lehre und Ausbildung hin zu einer stärkeren Ausrichtung auf die Forschung. Dies zeigte sich am starken Ausbau der theoretischen Mathematik, bei dem Beno Eckmann (1917-2008, im Amt 1948-1984) eine wichtige Rolle spielte. Als Schüler von Heinz Hopf betreute er die Bereiche algebraischen Topologie und Algebra. Im Jahre 1964 gründete er an der ETH das Forschungsinstitut für Mathematik (FIM). Dieses etablierte sich rasch als wichtige Institution, in der Mathematiker vor Ort mit der mathematischen Spitzenforschung in Kontakt treten konnten, die durch die vielen internationalen Gäste am FIM vertreten war.

Ausbau der angewandten Mathematik

In den 1950er und 1960er Jahren gab es eine Reihe neuer Entwicklungen in der Mathematik. Dazu gehörten Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie, angewandte Mathematik, elektronischer Rechenmaschinen, Operations Research sowie Logik und Mengenlehre. Nicht zuletzt aufgrund grosszügiger Rahmenbedingungen und eigener Initiative konnte die ETH diese neuen Gebiete relativ schnell aufnehmen.

Rechenmaschine von Konrad Zuse

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Eduard Stiefel (Foto: ETH-Bildarchiv)

Ein anschauliches Beispiel für die angewandte Mathematik bietet Eduard Stiefel (1909-1978, im Amt 1943-1978). Der Schüler von Heinz Hopf wandte er sich bereits in den vierziger Jahren vermehrt der angewandten Mathematik zu. Kurz nach Kriegsende gelang es ihm, den von Konrad Zuse konstruierten ersten kommerziellen Digitalrechner der Welt, den Z4, von Deutschland nach Zürich zu holen. Später wurde er Leiter des neu gegründeten Seminars für angewandte Mathematik (SAM), das auch den, an der ETH gebauten Computer, ERMETH betrieb. Die Informatik wurde 1981 als eigene Abteilung ausgegliedert.

Logik und der Mengenlehre

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Paul Bernays (Foto: ETH-Bildarchiv)

Das Gebiet der Logik und der Mengenlehre wurde durch Paul Bernays (1888-1977, im Amt 1945-1959), Ernst Specker (1920-2011, im Amt 1955-1987) und Erwin Engeler (1930- , im Amt 1972-1997) abgedeckt. Bernays hatte seine Stelle in Göttingen verloren, kehrt in die Schweiz zurück und war anschliessend als Privatdozent an der ETH tätig. Specker hatte bei Heinz Hopf in algebraischer Topologie doktoriert, sich aber anschliessend ganz der Logik und Mengenlehre gewidmet.

Operations Research

Am 1. Januar 1967 wurde das Institut für Operations Research (IFOR) gegründet. Franz Weinberg (1924-, im Amt 1964-1990) war der erste Direktor des Instituts und erhielt später Unterstützung durch Hans P. Künzi (1924-2004, im Amt 1966-1972).

Versicherungsmathematik und Statistik

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Walter Saxer (Foto: ETH-Bildarchiv)

Die Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie sowie die Versicherungsmathematik wurden über einen längeren Zeitraum von Walter Saxer (1896-1975, im Amt 1927-1966) betreut. Er war es denn auch, der bei der Einführung der Alters- und Hinterbliebenen-Versicherung (AHV) in den 40 Jahren die mathematischen Grundlagen erarbeitete und die Verwaltung und die politischen Kommissionen beriet. Anfang der sechziger Jahre wurde die Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie dem vergrösserten Stellenwert entsprechend ausgebaut. Peter Huber (1934-, im Amt 1964-1979), Hans Bühlmann (1930-, im Amt 1966-1997) und später weitere wurden für diese Aufgabe berufen. Daraus entstand später das Seminar für Statistik (SfS).

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